Integration von Migranten

Sie sind in der Integrationsberatung tätig, oder Sie sind neu nach Deutschland immigriert? Finden Sie hier Hilfe zu passenden Themen wie z.B. Beratungsstellen, Sprachkursen, Anerkennung von Abschlüssen und (weiter) Qualifizierung. Unsere umfassende Datenbank mit Weiterbildungsangeboten hält zahlreiche Angebote, die mit einer speziellen Eignung für Migranten gekennzeichnet wurden, für Sie bereit:

Kursangebote speziell für Migranten.

Start der Integrationskurse – Vom Anspruch bis zur Verpflichtung
Pünktlich zum endgültigen Inkrafttreten des neuen Zuwanderungsgesetzes begannen im Januar 2005 flächendeckend die Integrationskurse. Seit der Verabschiedung des Gesetzes am 30.07.2004 hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gemeinsam mit seinen Partnern die erforderlichen Voraussetzungen geschaffen, um nun einen vielversprechenden Start in Sachen Integration gewährleisten zu können. Der Allgemeine Integrationskurs

Weitere Informationen finden Sie auf dem Integrationsportal des Bundes.

Allgemein

Im Integrationsportal finden Sie viele wichtige Informationen über Leben, Bildung, Arbeit und Kultur in Deutschland.

Deutschland hat einen großen Bedarf an qualifizierten Fachkräften und gehört zu den Ländern mit den geringsten Beschränkungen für die Zuwanderung von Fachkräften und Hochqualifizierten. Auf den Seiten des Bundesministeriums des Innern und für Heimat sind wesentliche Informationen zur Arbeitsmigration hinterlegt

Sprache

  • Deutsch lernen: Die Deutsche Welle bietet Informationen für Schüler und Lehrer an, die die deutsche Sprache erlernen bzw. unterrichten. Jede Lektion gibt es als Lehrbuchkapitel zum Lesen (pdf) und als Audiodatei zum Hören (mp3). Direktlink zu den Deutschkursen
  • Volkshochschulen
    Verzeichnis aller Volkshochschulen in Baden-Württemberg, die u.a. viele Sprachkurse anbieten.
  • Nutzen Sie die Datenbank auf unseren Seiten, um nach passenden Sprachkursen zu suchen. Der folgende Link zeigt Ihnen das aktuelle Angebot. Deutsch-Sprachkurse

Esra S.

Esra S.Geboren bin ich in Mutlangen bei Schwäbisch Gmünd 1977. Meine Eltern sind als türkische Gastarbeiter 1973 aus Bayburt nach Deutschland gekommen. Wir sind 6 Geschwister.

Ich habe die Grundschule und die Realschule in Leinzell besucht und im Anschluss das 2-jährige Berufskolleg.

Danach wollte ich für ein Jahr als Aupair – Mädchen in die USA. Alles war organisiert, der Flug gebucht und dann ließ mich mein Vater nicht gehen. Ein türkisches Mädchen, unverheiratet! Unvorstellbar für meinen Vater. Dann war ein Jahr nichts. Ich war zu Hause.

1997 habe ich mich an der FH in Nürtingen für das VWL Studium eingeschrieben. Parallel dazu kam, dass ich als studentische Hilfskraft ab dem 2. Semester bei der Steinbeis Stiftung im Bereich Weiterbildung mitarbeiten konnte. Es folgte die Teilnahme an den St. Galler Management Seminaren an der Universität St. Gallen neben dem Studium in Nürtingen. Das 1. Praxissemester konnte ich 6 Monate im Bereich Weiterbildung bei der Steinbeis Stiftung absolvieren.

Nach dem 4. Semester VWL habe ich an der FH in Nürtingen in den Studienbereich BWL gewechselt. VWL war mir als Migrantin zu politiklastig. Man muss sich vorstellen, dass ich mir als erstes Buch im Studium ein Fremdwörterbuch gekauft habe. Meine Lebenswelt aus der ich komme ist die einer Gastarbeiterfamilie. Der Vater arbeitet als Gastarbeiter, die Mutter ist Hausfrau mit 6 Kindern und schon allein die Tischmanieren und der Smalltalk während der Seminare stellten eine Herausforderung dar.

Danach ging es an der FH in Nürtingen weiter, ich habe 20 Std. Teilzeit gearbeitet als Seminarleiterin bei der Steinbeis Stiftung, nebenher in einer Kneipe gekellnert und Nachhilfe gegeben. So habe ich mir mein Studium und meinen Lebensunterhalt selbst finanziert. Das war für mich sehr wichtig, da auf dem Hintergrund des türkischen Kulturkreises es damals eine Fehlinvestition bedeutet hätte, wenn mein Vater einer Tochter das Studium finanziert hätte.

Das 6. Semester habe ich an der Universität in St. Gallen beim Schweizerischen Institut für Klein- und Mittelunternehmen gemacht.

Oktober 2003 war ich mit dem Studium fertig und bekam die Stelle als Studiengangsleiterin für BWL an dem Steinbeis Career Center. Der Aufbau des Studiengangs und die vielen Seminare waren für mich eine tolle Zeit.

Für meine weitere Qualifizierung habe ich berufsbegleitend den Studiengang BBA Bachelor of Business Administration gemacht.

Seit kurzer Zeit bin ich Mutter eines Sohnes und im Mutterschutz, was nicht bedeutet, dass ich jetzt gar nichts mehr Berufliches mache. Ich werde an der FH in Aalen ab dem Wintersemester Vorlesungen in Führungslehre und Unternehmensführung als Gastdozentin halten und ein Ziel meiner beruflichen Weiterentwicklung ist der MBA Master of Business Administration.

Das Interview führte Petra Heinzel


Vu Bao Wa

Geboren bin ich 1963 in Vietnam. Mein Vater kam aus China und meine Mutter aus Vietnam. Ich habe 2 Brüder, die jetzt auch in Deutschland leben. Meine Familie hatte in Vietnam eine Firma, die Lebensmittel hergestellt hat. Die Schule habe ich in meiner Heimatstadt besucht seit ich 6 Jahre alt war. Später wollte ich studieren.

Ich war fast 16 Jahre alt, als wir 1979 vor den kommunistischen Nordvietnamesen geflohen sind. Bei Nacht und Nebel sind wir auf einem kleinen Boot mit 200 anderen Menschen auf das Meer nach Norden geflüchtet. Nach sechs Nächten und Tagen auf dem Meer sind wir in Hongkong an Land gegangen. Hunderttausende flohen aus Vietnam, da sie die inhumanen Umerziehungs- und Arbeitslager des kommunistischen Regimes fürchteten.

Nach 4 Monaten in Hongkong in einem Flüchtlingslager wurden wir von der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen. Deutschland nahm damals 20.000 vietnamesische Flüchtlinge auf. Dies geschah im Rahmen humanitärer Hilfsaktionen – Stichwort Kontingentflüchtling. Im Oktober 1979 landeten wir in Frankfurt auf dem Flughafen. Über Stuttgart kamen meine Familie und ich nach Wasseralfingen im Ostalbkreis. Wir wurden in der Karlschule untergebracht und vom DRK, der Stadt, dem Landkreis und vielen ehrenamtlichen Helfern betreut, z.B. gab es Familienpatenschaften.

Das Wichtigste war jetzt die deutsche Sprache zu lernen. So dass wir Gelegenheit hatten, die Kultur und Lebensart Deutschlands kennen zu lernen, um uns leichter in die deutsche Gesellschaft integrieren zu können. Wir besuchten alle einen 8 Monate dauernden Sprachkurs Deutsch in Wasseralfingen. Ganz wichtig war es bei Treffen mit den Patenfamilien Deutsch zu sprechen und so weiter im Alltag zu üben. Dass dies möglich war dafür bin ich heute noch sehr dankbar.

Mein Bruder und ich gingen danach zur Otto-Benecke-Stiftung e.V. nach Bonn (www.obs-ev.de), um noch besser Deutsch zu lernen und auch die Prüfung abzulegen um eine Ausbildung oder ein Studium beginnen zu können.

1981 habe ich bei Zeiss in Oberkochen eine Ausbildung zum Elektroinstallateur begonnen. Nach 3 Jahren habe ich die Gesellenprüfung mit Erfolg abgelegt und bekam dort einen Arbeitsvertrag.

Nach zwei Jahren als Geselle habe ich mich entschlossen eine Weiterbildung zum Elektrotechniker bei der IHK in Heidenheim zu machen. Zwei Jahre dauerte diese Weiterbildung neben der Arbeit. Vier mal in der Woche am Abend zur Schule zu gehen, auch Samstag und Sonntag zu lernen war anstrengend aber so konnte ich mich beruflich weiterentwickeln.

Heute habe ich einen Arbeitsplatz bei Zeiss SMT in der Chipherstellung im Reinraum, bin verheiratet habe zwei Kinder, die ins Gymnasium gehen und lebe gern mit meiner Familie in Wasseralfingen. Seit ich in Deutschland bin, habe ich mich beim CVJM und als Vertreter des Vietnamesischen Vereins engagiert. Sich zu engagieren, auf die Menschen zuzugehen ist ein ganz wichtiger Aspekt für eine gelungene Integration.

Das Interview führte Petra Heinzel.