Frauen Im Beruf

Was das Bildungsniveau in Baden-Württemberg betrifft, liegen die Frauen mittlerweile gleich auf mit den Männern oder haben sogar ein Stückchen weit die Nase vorn. Mädchen machen die besseren Schulabschlüsse, schreiben die besseren Noten und schaffen eher das Abitur. Und gleich viele Mädchen wie Jungen beginnen ein Studium an einer Hochschule.

Aber diese positiven Meldungen sind nur die halbe Wahrheit. Denn der Blick auf die Arbeitswelt zeigt, dass sich die Bildungserfolge der Frauen nur bedingt auszahlen.

Obwohl Mädchen und junge Frauen mittlerweile ihre männlichen Kollegen bei den Bildungs-
abschlüssen überrundet haben, sind sie im Berufsleben längst noch nicht gleichgestellt.
Auch andere gesellschaftliche und politische Bereiche sind nach wie vor durch eine Geschlechterhierarchie gekennzeichnet – unzulässigerweise, den die Geschlechtergerechtigkeit ist gesetzlich verankert und längst auch unter dem Schlagwort des Gender Mainstreaming institutionalisiert.

Gender Mainstreaming – Was ist das?

„Gender Mainstreaming bedeutet, bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern von vornherein und regelmäßig zu berücksichtigen, da es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt.“ (BMFSFJ, 2000)
Gender Mainstreaming ist also eine Strategie, mit der in allen Lebensbereichen das Ziel der Chancengleichheit von Frauen und Männern verwirklicht wird.


Gender Mainstreaming und Frauenförderung

Ist Gender Mainstreaming also nichts anderes als „alter Wein in neuen Schläuchen“ bzw. traditionelle Frauenförderung unter einem neuen Deckmantel?

Dem ist nicht so! Zwar verfolgen beide – Gender Mainstreaming und Frauenförderung – das gleiche Ziel: die Förderung der Chancengleichheit von Frauen und Männern. Aber Gender Mainstreaming verfolgt auf dem Weg zu diesem Ziel einen viel umfassenderen und nachhaltigeren Ansatz.

Während die Frauenförderung die Benachteiligung von Frauen im Visier hat, stehen bei Gender Mainstreaming die Geschlechterverhältnisse im Vordergrund. Während die Frauenförderung an konkreten Diskriminierungen ansetzt, fordert Gender Mainstreaming dazu auf, alle Entscheidungen durch die Geschlechterbrille zu betrachten.

Während Frauenförderung durch zahlreiche Einzelmaßnahmen gekennzeichnet ist, handelt es sich bei Gender Mainstreaming um einen strukturellen Ansatz. Während Frauenförderung als spezielle Aufgabe einer einzelnen Person wahrgenommen wird, ist Gender Mainstreaming eine Querschnittaufgabe, mit der alle Akteure betraut sind.

Allerdings wird die gezielte Frauenförderung solange nicht überflüssig wie Frauen und Männer noch nicht in allen Bereichen gleichberechtigt sind.


Gender Mainstreaming und Diversity Management

Menschen unterscheiden sich allerdings nicht nur durch ihr Geschlecht, sondern auch durch ihr Alter, ihre Hautfarbe oder ihre Herkunft. Und auch solche Verschiedenartigkeiten führen zu Diskriminierungen bestimmter Personengruppen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Eine umfassende Chancengleichheit ist nur dann erreicht, wenn alle Personen – unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrem Alter, ihrer Nationalität, ihrer Hautfarbe, ihrer Religion und sexuellen Gesinnung – die gleichen Chancen haben.

Das Konzept des Diversity Management ist noch vergleichsweise jung. Ursprünglich in den USA entwickelt, fand es erst Ende der 90er Jahre seinen Weg nach Europa. Internationale Großunternehmen, vor allem im englischsprachigen Raum, wenden „Diversity Management“ inzwischen ganz selbstverständlich an. Aber auch in Deutschland bekennen sich immer mehr Unternehmen und Verwaltungen zu diesem Management-Ansatz.

Der Leitgedanke des „Diversity Management“ ist: Die Wertschätzung der Vielfalt der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dient dem wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens. Die Verschiedenheit der Beschäftigten wird daher bewusst zum Bestandteil der Personalstrategie und zur Organisationsentwicklung gemacht.

Diversity Management dient nicht in erster Linie der Umsetzung von Antidiskriminierungsansätzen oder entsprechender Gesetze. Es ist vielmehr ein ganzheitliches Konzept des Umgangs mit personeller und kultureller Vielfalt im Unternehmen – zum Nutzen des Unternehmens und zum Nutzen aller Beteiligten.

Weitere Informationen zum Diversity Management finden Sie unter „Charta der Vielfalt e.V.„:

Die Charta der Vielfalt bringt die Anerkennung, Wertschätzung und Einbeziehung von Diversity in der Arbeitswelt voran.

Die positiven Meldungen über die guten Schulleistungen der Mädchen sind nur die halbe Wahrheit. Denn in der Arbeitswelt zahlen sich die Bildungserfolge der Frauen nur bedingt aus.
Zwar sind über 2,2 Millionen Baden-Württembergerinnen erwerbstätig. Das ist, bezogen auf alle Erwerbstätigen im Land, ein Frauenanteil von rund 45 Prozent. Aber Frauen sind viel häufiger als Männer teilzeitbeschäftigt: über 80 Prozent aller Teilzeitstellen im Land sind von Frauen besetzt. Damit gehen fast die Hälfte der erwerbstätigen Frauen keiner Vollzeitbeschäftigung nach – was nicht überraschend ist, da die Vereinbarkeit von Familie und Beruf immer noch größtenteils reine „Frauensache“ ist.

Und Frauen sind immer noch öfter als Männer auf den unteren Hierarchieebenen und häufig auch unter ihrem Ausbildungsniveau beschäftigt. Mit nur rund 11 Prozent Frauen in Führungspositionen liegt Deutschland im europäischen Vergleich unter dem Durchschnitt von 14 Prozent. Eine logische Konsequenz daraus ist, dass Frauen immer noch  weniger verdienen als Männer. Aber das gilt sogar dann, wenn Frauen und Männer auf exakt der gleichen Ebene arbeiten, wobei die Schere zwischen den Gehältern sogar immer größer wird, je höherwertiger die ausgeübte Tätigkeit ist. So verdienen Männer bei hoch qualifizierten Tätigkeiten im Schnitt über ein Viertel mehr als ihre weiblichen Kolleginnen.

Ursache dafür ist nicht zuletzt die so genannte horizontale Segregation, die besagt,
dass Frauen und Männer mehrheitlich in ganz unterschiedlichen Bereichen tätig sind.
Und wen wundert es: Frauen findet man vorwiegend in Dienstleistungs- und Büroberufen, die schlechter entlohnt sind und  kaum Karrierechancen bieten. In den zukunftsträchtigen technischen Berufen liegt der Frauenanteil in Baden-Württemberg dagegen nur bei mageren 15 Prozent.

Chancengleichheit von Frauen und Männern im Erwerbsleben ist also noch längst nicht realisiert. Mit unserem Internetangebot wollen wir Sie deshalb bei Ihrer beruflichen Karriere unterstützen.

Wer über Weiterbildungsmöglichkeiten hinaus Informationen zu Frauen im Beruf sucht, findet diese im Landesportal „Frau und Beruf Baden-Württemberg“.

Das Landesportal ist die offizielle Plattform des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg für Themen rund um Frau und Beruf – für Frauen, Interessierte und Unternehmen. Egal ob Einsteigerinnen, Umsteigerinnen, Aufsteigerinnen, Wiedereinsteigerinnen, Gründerinnen, MINT-Frauen, Migrantinnen oder Unternehmen, die Karrieren von Frauen fördern wollen – für alle gibt es auf der Plattform passgenaue Informationen, Tipps, Events und Aktuelles.

Wer Rat für seine ganz persönliche berufliche Situation braucht, ist bei den neun regionalen „Kontaktstellen Frau und Beruf“ mit 15 Standorten in ganz Baden-Württemberg an der richtigen Adresse. Die Expertinnen begleiten und beraten bereits seit über 25 Jahren Frauen in verschiedenen Lebensphasen zu beruflichen Fragen. Jede Kontaktstelle hat eine eigene Landingpage auf der Plattform. Über diese Seiten können Frauen in der jeweiligen Region direkt Termine für die kostenfreie Beratung vereinbaren oder sich über regionale Veranstaltungen und Aktuelles informieren.

Noch immer arbeiten Frauen überwiegend in Berufen mit geringerer Bezahlung und schlechteren Aufstiegsmöglichkeiten. Der Frauenanteil in den zukunftsträchtigen MINT- Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) in Baden-Württemberg liegt gerade mal bei 15 % Dies verwundert nicht, wollen doch immer noch die meisten Mädchen Bürokauffrau, Arzthelferin, Kauffrau im Einzelhandel oder Friseurin werden. Auch an den Hochschulen im Land entscheiden sich die meisten Frauen für ein sprach- oder kulturwissenschaftliches Studium.

Nur 26 % der Studienanfängerinnen entschieden sich im Wintersemester 2008/2009 für einen der MINT-Studiengänge. Unter den MINT-Fächern werden Mathematik und Biologie schon seit Jahren häufig von weiblichen Studienanfängern gewählt und weisen mittlerweile einen Frauenanteil von 60 bzw. 69 % vor. Dieser liegt bei den Fächern Maschinenbau, Informatik und Elektrotechnik hingegen nur bei 10-12 %. Es ist also nicht so, dass Frauen generell den Fächern Mathematik und Naturwissenschaften abgeneigt sind, sondern sie haben ihre eindeutigen Favoriten.

Selbst wenn sich junge Frauen und Mädchen für einen männerdominierten Beruf entscheiden, haben sie deutlich schlechtere Karten als ihre männlichen Kollegen, so sind Naturwissenschaftlerinnen über alle Fächer hinweg häufiger arbeitslos als gleich qualifizierte Männer.

Aber trotz der großen geschlechtsspezifischen Unterschiede und der Situation in den Naturwissenschaften sind die Berufsaussichten für Frauen im MINT-Bereich in Baden- Württemberg allgemein sehr gut. Denn für die MINT-Berufe insgesamt gilt, dass der Arbeitslosenquotient der Frauen niedriger ist als die allgemeine Frauenarbeitslosenquote.
Und auch im technischen Bereich sind Führungspositionen hauptsächlich von Männern besetzt. Zudem ist auffällig, dass viele Frauen nur über eine abgeschlossene Lehrausbildung verfügen, während die meisten Männer eine Meister- und Technikerausbildung oder aber ein technisches Studium erfolgreich abgeschlossen haben.

Im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau ist sowohl die Landesinitiative „Frauen in MINT-Berufen in Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung“ sowie die Initiative „Frauen in Naturwissenschaft und Technik“ angesiedelt.

Beide Initiativen haben das Ziel mehr Mädchen für technische Berufe zu motivieren und diejenigen, die sich für einen der MINT-Berufe entschieden haben, zu begleiten und zu unterstützen, um die Arbeitsmarktchancen für Frauen in zukunftsweisenden technologischen und naturwissenschaftlichen Branchen zu verbessern.

Noch nie waren so viele Frauen erwerbstätig wie heute. Dennoch stellt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie vor allem  Mütter mit minderjährigen Kindern vor große Probleme.

Bei den meisten Frauen mit Kindern erlauben persönliche und familiäre Verpflichtungen keine Vollzeitbeschäftigung. Dies ist nicht verwunderlich, da die Frauen immer noch den größten Teil der Hausarbeit und Kinderbetreuung erledigen. Frauen verbringen doppelt so viel Zeit wie Männer mit typischen Haushaltstätigkeiten wie Kochen, Geschirr spülen, Wäsche waschen und bügeln. Zusatzaufgaben  wie zum Beispiel Gartenarbeiten, Reparaturen oder Behördengänge werden dagegen in der Mehrzahl von Männern ausgeübt.

Auch bei der Kinderbetreuung, zu der z.B. gemeinsame Freizeitaktivitäten oder die Hausaufgabenbetreuung gehören, zeigt sich die klassische Rollenverteilung:
Für die Kinderbetreuung verwenden Mütter 1,5 mal so viel Zeit wie die Männer.

Das tun sie auch dann, wenn die Kinder außer Haus betreut werden.

In den letzten Jahren hat die Erziehung und Betreuung von Kindern in Tageseinrichtungen immer mehr an Bedeutung gewonnen. Dennoch gibt es noch längst nicht genügend Betreuungsangebote. 22 % aller Kinder unter 3 Jahren werden in Baden-Württemberg in Tageseinrichtungen oder in der Tagespflege betreut (Stand 2010. Ziel ist 34 % bis 2013). Besser sieht es bei der Betreuung von Kindern ab drei Jahren aus. Seit 1996 nämlich haben Kinder in Deutschland ab dem vollendeten dritten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz. In Baden-Württemberg gibt es im Durchschnitt mittlerweile sogar mehr Kindergartenplätze als Kindergartenkinder.

Nach wie vor aber bleibt  für Kindergartenkinder ebenso wie für Schulkinder die ganztägige Betreuung die Ausnahme, so dass die meisten Mütter bestenfalls eine Teilzeitbeschäftigung mit der Kinderbetreuung vereinbaren können.