Future Skills-Studie: technologischen Kompetenzen, digitalen Schlüsselqualifikationen und überfachlichen Fähigkeiten gefragt
Future Skills-Studie: In den nächsten Jahren großer Bedarf an technologischen Kompetenzen, digitalen Schlüsselqualifikationen und überfachlichen Fähigkeiten
Die vom Wirtschaftsministerium des Landes mitfinanzierte Studie hat die Nachfrage nach Zukunftskompetenzen („Future Skills“) in den vier Schlüsselindustrien Automobil- und Zulieferindustrie, Maschinenbau, Metallindustrie und Medizintechnik untersucht und dabei eine besonders starke Nachfrage nach Kompetenzen in Bereichen wie Softwaregestützte Steuerung von Geschäftsprozessen sowie einen stark wachsenden Bedarf von Kompetenzen in Data Science und Künstlicher Intelligenz festgestellt. Aus den Daten lässt sich auch ein hoher Bedarf nach digitalen Schlüsselqualifikationen, aber auch nach überfachlichen Fähigkeiten wie ‚Flexibilität‘ und ‚Führungsfähigkeiten‘ ablesen. „Die Methodik der Studie erlaubt uns einen sehr detaillierten Blick auf insgesamt 33 Future-Skills-Cluster“, sagt Studienleiterin Professor Dr. Julia Klier von der Universität Regensburg: „Damit können wir auch einen großen Bedarf an teils fachspezifischen Weiterbildungsangeboten aufzeigen.“
Für IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger gibt die Studie wertvolle Hinweise, wie in der Transformation mit Weiterbildung Beschäftigung gesichert werden kann: „Jetzt kennen wir die benötigten Kompetenzen in den baden-württembergischen Schlüsselindustrien und dürfen keine Zeit verstreichen lassen. Wir brauchen einen verbindlichen Fahrplan zur Qualifizierung, und damit die Menschen die Angebote annehmen, müssen die Arbeitsagenturen, Bildungsträger und die Politik sowie wir als Sozialpartner die richtigen Rahmenbedingungen stellen. Die Vereinbarung sogenannter Zukunftstarifverträge in der jüngsten Metall- und Elektrotarifrunde war dazu ein wichtiger Schritt.“
„Die Zukunftskompetenzen, die in den vier untersuchten Schlüsselindustrien untersucht wurden, sind ja in vielen anderen Industrie- und Wirtschaftszweigen auch gefragt. Wir werden also einen hochintensiven Wettbewerb um Fachkräfte erleben“, sagt Südwestmetall-Hauptgeschäftsführer Peer-Michael Dick. Eine ausreichende Zahl von Fachkräften mit entsprechenden Zukunftskompetenzen und -fähigkeiten sei jedoch entscheidend für die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit am Standort: „Nur so können wir sicherstellen, dass zukünftige Technologien auch hier entwickelt und produziert werden können und die Industrie in Baden-Württemberg zukunftsfähig bleibt.“
Gemeinsam machen die Sozialpartner zwölf Empfehlungen in den vier Handlungsfeldern Schule, Berufsausbildung, berufliche Weiterbildung und Hochschulen, die dazu beitragen können, die erforderlichen Zukunftskompetenzen zu entwickeln und so den künftigen Fachkräftebedarf und die Beschäftigungsfähigkeit der Belegschaften zu sichern (siehe Liste am Ende der Pressemitteilung).
Arbeits- und Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut MdL: „Wer den Strukturwandel meistern will, darf nicht nur in Technik, sondern muss auch in Köpfe investieren. Dabei unterstützten wir unsere kleinen und mittleren Unternehmen als Rückgrat unserer Wirtschaft. Vor allem für sie bietet die Studie eine wertvolle und praxisorientierte Hilfestellung. Baden-Württemberg ist mit seiner ressortübergreifenden Strategie WEITERmitBILDUNG@BW sehr gut aufgestellt. Es kann nur gemeinsam gelingen, dass Baden-Württemberg mittel- und langfristig seinen Spitzenplatz in der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit behalten kann. Ich ermutige alle Betriebe und ihre Beschäftigte, die vielfältigen Unterstützungsangebote zu nutzen und so zentrale Zukunftskompetenzen zu erwerben.“
Christian Rauch, Leiter Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit: „Befragungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung haben ergeben: Viele Personalverantwortliche sind sich nicht im Klaren darüber, welche Qualifikationen und Kompetenzen ihre Beschäftigten künftig brauchen. Die „Future-Skills“-Studie liefert ihnen dazu wertvolle Hinweise. Ich wünsche mir, dass die darin ausgesprochenen Handlungsempfehlungen möglichst schnell im Bildungsangebot und in der Weiterbildungspraxis umgesetzt werden.“
Handlungsempfehlungen der Sozialpartner der M+E-Industrie, IG Metall und Südwestmetall, zur Entwicklung künftig benötigter Zukunftskompetenzen („Future Skills“):
Schule
1. Digitalisierung von Schule forcieren und Digitalpakt umsetzen
2. Fortbildungsoffensive für Lehrkräfte
3. IT/Informatik in der Schule verstärken
Berufsausbildung
4. Lehrkräfteversorgung in den Berufsschulen sichern
5. Ausbildungsberufe modernisieren und flexible Zusatzqualifikationen entwickeln
6. Lernortkooperationen von Betrieben und Berufsschulen ausbauen
Berufliche Weiterbildung
7. Qualifizierungsförderung für Beschäftigte weiterentwickeln
8. Qualifizierungsverbünde von und für KMU und die Entwicklung von Qualifizierungsangeboten für benötigte Zukunftskompetenzen nutzen
9. Wissenschaftliche Weiterbildung vorantreiben
Hochschule
10. Curricula ingenieurwissenschaftlicher Studiengänge weiterentwickeln
11. Hochschul-Campus 4.0 gestalten
12. Studienkapazitäten im Bereich Informatik / Künstliche Intelligenz bedarfsgerecht ausbauen
Zur Studie:
Die Studie wurde im Zeitraum von April bis Oktober 2021 von der Péter-Horváth-Stiftungsprofessur für betriebswirtschaftliches Informationsmanagement der Universität Ulm sowie dem Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik II und der Professur für Wirtschaftsinformatik insbesondere Internet Business & Digitale soziale Medien der Universität Regensburg unter Leitung von Prof. Dr. Julia Klier konzipiert und erstellt. Die Studie wurde durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg und die Sozialpartner IG Metall und Südwestmetall finanziert. Dabei wurden mehr als eine Million Stellenanzeigen aus den Jahren 2018 – 2020 datenbasiert ausgewertet (der Zeitraum seit Pandemiebeginn wurde wegen möglicher Verzerrungen bewusst ausgeblendet) und aus mehr als 6.000 gefragten Fähigkeiten insgesamt 33 Future-Skills-Cluster gebildet. Zusätzlich wurden die Ergebnisse über Fokusgruppen und Einzelinterviews mit Experten aus Unternehmen, Verbänden, Netzwerken, Verwaltung und Wissenschaft validiert. Schließlich wurde der quantitative Bedarf an Zukunftskompetenzen in den vier Schlüsselbranchen Automobil- und Zuliefererindustrie, Maschinenbau, Metallindustrie und Medizintechnik mittels einer Umfrage unter 245 Unternehmen ermittelt.
Die AgenturQ:
Die Agentur zur Förderung der beruflichen Weiterbildung in der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg e.V. (kurz AgenturQ) ist eine gemeinschaftliche und paritätisch finanzierte Einrichtung der beiden Sozialpartner IG Metall Baden-Württemberg und Südwestmetall. Sie verfolgt das Ziel, bei Unternehmen und Betriebsräten das Bewusstsein zu stärken, dass in einer sich verändernden Arbeitswelt ständige berufliche Weiterbildung notwendig ist, um die Qualifikationspotenziale der Beschäftigten zu nutzen. Ihre Aufgaben sind im Tarifvertrag zur Qualifizierung für die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg (TV Quali) definiert. Hierzu gehören die Information, Beratung und Unterstützung von Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg in allen Fragen des TV Quali sowie das Entwickeln von Modellen und Konzepten im Rahmen beruflicher Weiterbildung.
Quelle: Südwestmetall.de